Einleitung
Ein schwieriges Thema an das ich mich hier heran wage. Man hört und liest in den letzten Jahren viel vom Bienensterben, nicht nur der Honigbiene, sondern auch der Wildbienen. Manche behaupten, dass die Imkerei mit der Honigbiene die Wildbienen verdränge. Aber ist das wirklich so? Aber auch umzieh Honigbiene steht es nicht zum Besten. Krankheiten wie die Amerikanische Faulbrut oder auch die aus Asien eingeschleppte Varroa- Milbe machen der Honigbiene und dem Imker zu schaffen. Wieso wird man heutzutage Imker? Wachsendes Ökobewusstsein, Nähe zur Natur, Liebe zum Naturprodukt Honig? Die Gründe sind sicherlich zahlreich, nur eins sollte von vornherein klar sein. Der größte Teil der Imker in Deutschland sind Hobby- oder Nebenerwerbsimker. Von der Imkerei im Hauptberuf können nur sehr wenige leben. Und auch das Hobby ist sehr zeit- und kostenintensiv, was häufig unterschätzt wird.
Honigbienen vs. Wildbienen
Die heute Honigbiene ist die domestizierte Form einer ursprünglichen ebenfalls zu den "Wildbienen" gehörenden Art. Sie ist allerdings die einzige Biene, die große Staaten bildet. Es gibt zwar auch Hummeln, die Staaten bilden, aber diese Völker sind wesentlich kleiner. In der Hauptsaison beherbergt ein Honigbienenstock gut 50.000 Bienen oder mehr. Heutzutage gibt es in Deutschland wesentlich weniger Honigbienenvölker, als noch vor 100 Jahren, auch wenn es in den letzten (Corona-) Jahren einen Trend zum Imkern gab. Dieser Trend ist grundsätzlich zu begrüßen, nur unterschätzen viele die Verantwortung und den Zeitaufwand, der mit einer verantwortungsbewussten Imkerei verbunden ist. Freilebende Honigbienenvölker gibt es kaum noch und viele Experten sagen, dass diese aufgrund der Bienenkrankheiten und der Varroamilbe ohne imklerliche Unterstützung heutzutage kaum noch überlebensfähig sind. Deswegen ist es auch wichtig abgegangene Schwärme wieder einzufangen oder das Schwärmen zu verhindern, denn häufig sind diese Schwärme sonst verloren.
Die Honigbiene hat auch eine oft unterschätzte wirtschaftliche Bedeutung. Allerdings ist diese schwer zu beziffern. Nicht allein der Honigertrag oder die Wachsgewinnung oder andere Produkte der Imkerei machen den Hauptfaktor aus, sondern es ist im Wesentlichen die Bestäubungsleistung die häufig verkannt wird. Schon Albert Einstein sagte: "Wenn einmal die Honigbiene von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch 4 Jahre zu leben". Die Honigbiene ist heute nach Rind und Schwein (noch vor dem Geflügel!) das drittwichtigste Nutztier Deutschlands. Ein Drittel unserer Nahrung gäbe es nicht ohne ihre Bestäubungsleistung. Viele Studien zeigen, das Ernteerträge von Obst, Raps und Gemüsearten deutlich durch die gezielte Anwanderung von Imkern mit ihren Bienen steigen. Die Honigbiene ist i.d.R. blütenstet. D.h., dass wenn eine Sammlerin beim Ausfliegen eine Tracht findet und zurück zum Stock kommt, teilt sie dort den anderen Bienen dies mit, dann kommunizieren die anderen Bienen untereinander woraufhin immer mehr Bienen zu dieser Tracht ausfliegen und das Volk dann fast ausschließlich Nektar und Pollen von dieser Tracht sammelt. Das funktioniert besonders gut in sog. Massentrachten wie Rapsblüte, Obstblüte, Lindenblüte, usw. So sind die Honigbienen in der Lage schnell sehr große Mengen Nektar zu sammeln und Honigvorräte anzulegen. Und der Imker kann sich das zu Nutze machen um Sortenhonige zu ernten.
Wildbienenarten leben völlig anders. Meist handelt es sich um solitär lebende Bienen, die auch noch individuell sehr spezifisch nur bestimmte Blütenpflanzen bestäuben und dort den Nektar ernten. Natürlich ist es standortbezogen möglich, dass die Honigbiene auch die wichtigen Kräuter und Planzen, die die einzelnen Wildbienen anfliegen, zum Nektarsammeln nutzt, aber kann man hier wirklich von einer Verdrängung der Wildbienen sprechen?
Erinnert Ihr euch noch an Zeiten vor 20 oder 30 Jahren? wie sah denn da die Windschutzscheibe des Autos aus? Musste diese nicht auf langen Urlaubsfahrten mehrfach von Insektenresten befreit werden? Und heutzutage? - NIX! Genau! Auch davon liest man überall. Das Insektensterben betrifft nicht nur Honig- und Wildbienen. Doch hier ist der entscheidende Faktor die fehlende Biodiversität. Immer mehr Flächen in unserer Kulturlandschaft werden versiegelt, Städte und Industrie breiten sich aus, Landwirtschaftliche Flächen werden exzessiv in Monokulturen bewirtschaftet. Der Einsatz von Pestiziden und "Unkraut"-Vernichtern u.v.m. hat seinen Anteil daran das das ökologische Gleichgewicht aus den Fugen geraten ist und hochspezialisierte Insektenarten wie z.B. bestimmte Schmetterlinge oder halt auch Wildbienenarten immer weniger ihre Nahrungspflanzen finden oder geeignete Lebensräume haben.
Honigbiene gleich Honigbiene?
Honigbiene ist nicht gleich Honigbiene. Die in Deutschland eigentlich heimische Honigbiene ist die sog. Dunkle Biene (Apis melifera melifera), aber seit der Nazizeit wurde diese weitgehend von der Kärntener oder auch Krainer- Biene (Apis melifera carnica) verdrängt, da diese gewisse Vorteile brachte gegenüber der ursprünglichen Wildform. Diese findet man heute nur noch in Skandinavien in Reinform oder bei einigen bemühten Reinzucht- Imkern. Neben der Carnica ist auch die Buckfast- Biene die im englischen Kloster "Buckfast" von Bruder Adam gezüchtet wurde. Die Buckfast- Biene ist eine Kreuzung und Rückkreuzung verschiedener Honigbienen. Bruder Adam ging es damals um die Resistenzzucht gegen die Tracheenmilbe, entstanden ist aber eine sanftmütige, sehr brutstarke, und ertragstarke Rasse. Diese hat sich nun gleichermaßen in Deutschland und Mitteleuropa weit verbreitet. Daneben gibt es auch noch die gelbe italienische Honigbiene (Apis melifera ligustica), die auch mit in die Buckfastlinie eingekreuzt wurde. Und dann gibt's da noch die "gemeine" Landrasse. Dies ist eine Mischung der unterschiedlichen Bienenrassen. Diese Landrasse entsteht durch die lokale Standbegattung, wenn ein Imker verschiedene Bienenrassen hat, oder die Königinnen von anderen Rassen anderer Imker aus der Nachbarschaft begattet werden. Reinrassige Begattung findet entweder nur auf den Nordseeinseln, in Höhenlagen oder in bestimmten Sperrgebieten, die nur einer Rasse zugeschrieben werden, oder halt im Labor durch künstliche Befruchtung, statt.
Schade, dass die dunkle Biene, die eigentlich heimische Biene bei uns kaum mehr vorkommt und nur bestimmten Imkern und Erhaltungsprojekten vorbehalten ist. Aber auch die anderen bei uns vertretenen Rassen stellen eine gewisse Diversitätdar, wenn auch vom Mensch gemacht. Dem Laien wird bisher kaum aufgefallen sein, dass man die Honigbienen- Rassen durchaus an ihrem Aussehen unterscheiden kann und ihre Arbeit machen sie alle mehr oder weniger vergleichbar. Tatsächlich hat sich auch schon mal die Nachbarschaft gemeldet, meine Bienen würden sich über den Kuchen auf der Terrasse herfallen. Das ist natürlich Quatsch. Sowas machen Bienen nicht, sondern Wespen.